Hochtourenkurs am Dachstein Gletscher
Nachdem mir mittlerweile die „kleinen“, gletscherfreien Berge in der Umgebung nicht mehr genug sind und mir immer mehr Gletschertouren im Kopf herumschwirren, dachte ich mir es ist endlich an der Zeit einen Hochtourenkurs zu machen, um für künftige Gletschertouren gewappnet zu sein. Für jeden der auch höher hinaus will, fasse ich mein Erlebnis „Hochtouren“ mit Freiluftleben in diesem Beitrag zusammen.
Ursprünglich wäre die Warnsdorfer Hütte als Basis gedacht gewesen. Da der Kurs aber erst Anfang Oktober stattfand und die Hütte bereits geschlossen war, war nun das Hotel Türlwand und der Dachstein Gletscher unser Playground.
Wir haben uns am Donnerstag Nachmittag bei Sonnenschein auf der Hütte mit unserem Bergführer Jochen Becker getroffen und gleich mal unser Material gecheckt. Nachdem man für so eine Gletschertour etwas mehr als nur Klettergurt, Seil und Steigeisen braucht, wurden wir mit zusätzlicher Ausrüstung ausgestattet. Am Abend haben wir uns mit der Theorie wie Tourenplanung und allgemeine Information über Gletscher beschäftigt. Wir waren vollstens motiviert für die kommenden Tage, obwohl der Wetterbericht alles andere als rosig aussah.
Am nächsten Tag, gestärkt mit einem guten Frühstück, trafen wir uns bei der Dachstein Gletscherbahn, dick eingepackt in Primaloft, Hardshelljacke und allem was wir mit hatten, da es ein richtiges Sauwetter war. Unsere Gruppe bestand aus 4 motivierten Bergsteigern, zusammen gewürfelt aus Wien, Salzburg und Brodenbach (D). Der Wind wehte uns um die Ohren und auch Frau Holle beglückte uns mit Schnee, somit machten wir uns in einer Seilschaft auf den Weg zum Dirndl.
Dort konnten wir gleich mal alle möglichen Knoten wie Achter, Schmetterling und Prusik üben, welche wir die nächsten Tage immer wieder brauchen.
Wir waren natürlich alle ganz heiß drauf zu wissen, was wir im Ernstfall machen müssen. Schon bald durfte sich ein Freiwilliger abseilen um darauf zu warten, dass wir ihn wieder retten. Uns war natürlich nicht so ganz klar, wie man da, wenn man in einer Zweierseilschaft unterwegs ist, den anderen wieder rauszieht. Durch das Prinzip der Seilrolle, welches uns Jochen geduldig erklärte, schafften es bald alle seinen Übungspartner wieder ins Sichere zu bringen. Nach 4 Stunden in der Kälte gaben wir W.O. und waren froh uns in der Bergstation wieder aufwärmen zu können. Nachdem wir aber nach wie vor alle noch sehr motiviert waren, nutzten wir am Nachmittag einfach die Terrasse des Hotels und übten weiter.
Super glücklich aber sehr erschöpft gönnten wir uns am Abend noch die Hotel Sauna und vielen mit Vorfreude ins Bett.
Am Samstag fuhren wir dann erneut auf den Gletscher mit der Hoffnung, dass das Wetter etwas besser ist. Leider hatten wir kein Glück. Wieder ging es in einer Seilschaft zum Dirndl. Die Frage die uns alle beschäftigte war, was ist zu tun, wenn der Seilschaftspartner der in die Spalte gestürzt ist, bewusstlos ist. Aber auch für diesen Ernstfall brachte uns Jochen die notwendigen Skills bei und wir übten fleißig weiter. Wir beschäftigten uns auch mit den verschiedenen Gehtechniken mit Steigeisen und der Spaltenbergung mittels Mannschaftszug.
Nach zwei Tagen am Gletscher und vielen lehrreichen Übungen, wollten wir nun auch wissen wie wir uns selber aus einer Spalte retten können und dazu fuhren wir am Sonntag in den Klettergarten Pürgg, welcher sich als perfekter Übungsplatz für die Selbstrettung eignete.
Leider war nun unser Hochtourenkurs auch schon wieder vorbei. Jeder fuhr mit einem super Wissen über die diversen Spaltenbergungen und das Verhalten am Gletscher wieder nach Hause.
Ich empfehle jedem, der sich mehr am Gletscher bewegen möchte einen solchen Kurs zu machen. Freiluftleben und Jochen haben das Wochenende super organisiert und ich fühle mich bereit die Gletscher mit gutem Wissen zu besteigen.
Für meine kommenden Hochtouren hab ich mir auch noch eine Ausrüstungsliste zusammengestellt:
- Rucksack 30-35L
- Halb- oder vollsteigeisenfeste Bergschuhe
- Klettergurt
- Kletterhelm
- 50 m Kletterseil
- Steigeisen
- Pickel
- 4 HMS-Schraubkarabiner
- 1 Karabiner mit Dreiweg-Verschlusssicherung
- 2 Karabiner ohne Verschlusssicherung (Schnapper)
- 3 Bandschlingen 120cm
- 1 Bandschlinge 60cm
- 2 Reepschnüre 3m
- 1 Reepschnur 5m
- 1 Eisschraube mit Kurbel
Hier hab ich den Kurs noch in einem kurzen Video zusammengefasst!
Hochtourenkurs 2017 – Freiluftleben from peaks & rosy cheeks on Vimeo.